Schwabenkriege 1499

 

1: Zuzug der Urner nach Chur und erste Kriegshandlungen

"Wie die von Ure vor anderen Eitgnossen den puntlüten ze hilff kamend"

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Begrüssung des Urner Zuzuges vor Chur. Die Frühlingslandschaft täuscht: Der Winter 1498/99 bleibt lange als "harter Winter" in Erinnerung.

 

6. Februar 1499

Nach dem Einfall tirolischer Truppen ins Münstertal im Januar erbitten die Bünde die Hilfe der seit kurzem verbündeten Eidgenossen. Die 200 Urner, die den hoch verschneiten Oberalp überqueren, treffen unter Führung ihres Hauptmanns Heini Wolleb am 2. Februar in Chur ein. Am gleichen Tage wird in Glurns ein Waffenstillstand abgeschlossen. Als die Kunde davon zwei Tage später in Chur eintrifft, ziehen die Urner ab. Bei Balzers stehen am 6. Februar königliche Knechte jenseits des Rheins, die die abziehenden Urner übel verspotten. Die Urner sehen rot, durchwaten den eisigen Rhein, stechen die Spötter nieder und stecken ein paar Häuser in Brand. Dieser spontane und von keiner Obrigkeit gutgeheissene Rachezug nach Balzers ist die erste Kriegshandlung eidgenössischer Truppen und de facto der Beginn des Schwabenkrieges.

 

2: Königliche Truppen ziehen über die Luziensteig und nehmen das Städtchen Maienfeld ein.

"Wie die küngischen an Lützelsteig leitend und ettlich arm lüt ze tod schlugend"

 

7. Februar 1499

Als Gegenschlag nach dem Raubzug der Urner vom Vortage überrennen königliche Truppen die nach dem Friedensschluss von Glurns nur schwach besetzte Grenzsperre an der Luziensteig. Die Eroberung des Städtchens Maienfeld gelingt leicht, weil der österreichisch gesinnte Vogt Hans Wolf Ort die Tore öffnen lässt.

tafel Königliche Knechte plündern vor dem Städtchen Maienfeld. Auf Fahne, Ärmel und Beinkleidern tragen sie das rote Andreaskreuz, das sie in allen folgenden Bildern der Chronik von den Eidgenossen mit dem weissen Kreuz unterscheidet. Der hl. Andreas ist der Schutzpatron des burgundischen Ordens vom goldenen Vlies. Nach dem Tode Herzog Karls des Kühnen von Burgund erbt der spätere Kaiser Maximilian auch den Orden und macht ihn zum habsburgischen Hausorden, das Kreuz des hl. Andreas wählt er als sein persönliches Symbol. Typisch sind die einfachen Bauernhäuser jener Zeit dargestellt: Einfache Block- oder Steinbauten mit kleinen Fensteröffnungen und rohen Blocktreppen. Die Dächer sind mit Stroh oder steinbeschwerten Schindeln gedeckt, der Rauch der offenen Herdfeuer entweicht durch eine Klappe im Dach.

 

3: Zug der Eidgenossen durch den Walgau und Schlacht bei Hard

" Wie die im Walgow den Eitgnossen schwurent und man demnach damaln gan Hart zoch, da ein schlacht beschach"

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Schlacht bei Hard am Ufer des Bodensees. Die Eidgenossen mit den Fähnlein der Urschweiz und Zürichs sind am weissen Kreuz auf Ärmeln und Beinkleidern zu erkennen.

 

12. Februar 1499

Die Eidgenossen haben sich im Lager zu Azmoos besammelt und durchschreiten im Feuer königlicher Geschütze den Rhein, nehmen die Burg Vaduz ein und ziehen plündernd durch den Walgau, die Bevölkerung muss den Treueid schwören. Die Bündner erobern Maienfeld zurück, der österreichische Parteigänger Hans Wolf Ort wird vom Kriegsgericht verurteilt und vom Luzerner Nachrichter enthauptet.

20. Februar 1499

Am Ufer des Bodensees zwischen Fussach und Hard treffen die Eidgenossen auf ein königliches Heer und gewinnen den "Truck". Viele Königliche kommen um bei der Flucht durch Sumpf und Wassergräben und beim Untergang überladener Schiffe. Die grosse Kälte verhindert ein weiteres Vorgehen. Der Chronist Brennwald berichtet darüber mit einer makabren Begebenheit: Einige Eidgenossen hatten bei der Verfolgung durch Sumpf und Gräben ihre Schuhe verloren. Nach einer Nacht an den Lagerfeuern suchten sie bei toten Feinden Ersatz. Die Körper der Toten waren aber in der grossen Kälte samt Kleidern und nassen Schuhen durchgefroren: "wo si ein figind sachen, der guot schuo hat, dem huwend si die füess ab und staltend (stellten) die zu dem für, bis si entfruorend (auftauten), dan schutend (schälten) si die füess darus und leitend die schuo an, den es so kalt was, das der nacht alle zu stock gefroren waren".

 

4: Das Treffen am Bruderholz bei Basel

"Wie sich ein züg samlet am Bruderholz und wie dieselben veriagt wurdend und ettlich erstochen"

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Links schwäbische Truppen mit dem roten Andreaskreuz auf Fähnlein und Gewand, rechts die Eidgenossen. Im Hintergrund die im Kriege neutrale Stadt Basel.

 

22. März 1499

2500 Mann schwäbische Truppen unter Feldhauptmann Friedrich Kappeler fallen in Solothurner Gebiet ein und brennen einen Teil von Dornach nieder. In einer erhöhten Lage am Bruderholz erwarten sie einen zurückkehrenden Haufen von 600 Solothurnern, 150 Luzernern und 100 Lenzburgern. Die Eidgenossen ziehen in eng geschlossener Ordnung an ihnen vorbei. Wie die Schwäbischen ihre Ordnung öffnen, um ihnen zu folgen, wenden sich die Eidgenossen und senken die Spiesse. Nach kurzem Kampf Flucht der Schwäbischen, von denen 89 Mann fallen. Den Eidgenossen wird ein Mann erschossen.

 

5: Brandschatzung der Herrschaft Sax

"Wie demnach aber die Schwäbschen der Eitgnossen zusätz und sunderlich heren Ulrichen von Sax, frygheren, überfielend und grossen mutwillen tribend"

 

25. März 1499

Im Rheintal folgen sich gegenseitige Beutezüge, unter denen die Landbevölkerung auf beiden Rheinseiten sehr leidet. Ein solcher Zug verwüstet am 25. März die kleine Freiherrschaft Sax mit den Dörfern Sennwald, Sax und Gams. Der Inhaber Ulrich von Sax kämpfte schon als Knabe mit den Eidgenossen bei Grandson, auf dem Felde von Murten wurde er zum Ritter geschlagen. Für seinen Einsatz im Schwabenkrieg schenkt ihm Zürich weitere Besitzungen, die Tagsatzung verehrt ihm zwei "Strittbüchsen" aus der Geschützbeute von Frastanz.

tafel Das verwüstete Dorf Sennwald mit seiner "rothen Kilchen". Das Bild weist auf zwei Wundergeschehen hin, die sich während dieses Raubzuges ereignet haben sollen: Beim Brand der Kirche schmilzt zwar die metallene Monstranz auf dem Altar in der Hitze, die Hostie aber bleibt unversehrt. Und zwischen spielende Kinder trifft eine Kanonenkugel, ohne Schaden zu stiften. Die schwäbischen Knechte halten es nicht anders als die "frommen" Eidgenossen: Sie tragen als Beute allen Hausrat zusammen; Bettzeug, eine Wiege und Pfannen. Im Hintergrund schwäbische Truppen.

 

6: Die Vermittlungsbemühungen des Pfalzgrafen bei Rhein scheitern am beidseitigen Misstrauen

"Wie hertzog Philip, pfaltzgraff by Rin, an beid partyenn warb, den krieg zu richten"

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Der Pfalzgraf vermittelnd zwischen den Gesandten der Eidgenossen zu seiner Linken und den königlichen Räten. Die Krone soll nur die Partei erkennen lassen, der König hielt sich zu Beginn des Krieges noch im entfernten Geldern auf.

 

27. März 1499

Zu Beginn der Vermittlungsbemühungen bestand Hoffnung auf eine Verständigung. Aber fünf Tage nach der erneuten Niederlage schwäbischer Truppen am Bruderholz lehnen die königlichen Räte die Teilnahme an einem Verhandlungstage in Basel ab. Die Kriegshandlungen des Schwabenkrieges sind von wechselnden Friedensverhandlungen begleitet. Dem Frieden von Feldkirch folgt der Waffenstillstand von Glurns und die Bemühungen des Pfalzgrafen. Die Abkommen der politischen Verantwortungsträger werden aber durch die schwer zu führenden und beutesüchtigen Knechte im Felde immer wieder eigenmächtig gebrochen. Erst als im Hochsommer die Feldflucht der Eidgenossen wegen der heimischen Heuernte zunimmt und allgemeine Kriegsmüdigkeit sich breit macht, kommt es nach Verhandlungen in Schaffhausen im September zum Frieden von Basel.

 

7: Überfall auf das Dorf Ermatingen am Untersee durch Truppen aus Konstanz und von der Insel Reichenau

"Wie die armen lütt zu Armenthingen von denen, so zu Costentz und in der Ow lagend, überfallen wurdendt"

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Schwäbische Kriegsknechte von der nahen Insel Reichenau landen in Ermatingen.

 

11. April 1499

Am frühen Morgen des 11. April beginnt in Konstanz eine grössere militärische Aktion gegen den Thurgau. Über 5000 Mann schwäbische Fusstruppen und Reiterei mit umfangreichem Tross und 17 Geschützen ziehen nach Ermatingen, wo schon im Morgengrauen schwäbische Knechte von der Insel Reichenau gelandet sind. Sie erstechen 73 Einwohner und wenig wachsame Eidgenossen "in betten", der Rest flieht. Das Plündern und Brandschatzen der drei Dörfer Mannenbach, Triboltingen und Ermatingen bringt unerwartet reiche Beute. Nach allgemeinem Kriegsbrauch werden im Feindesland Kirchen, Kirchengut und Priester geschont. Das gilt nun auch nicht mehr: In der Kirche werden die "cleinodt und gotzzierd" geraubt und mit "priestern, frowen und kindern mutwillens genug getribent". Bevor der Kriegszug in den Thurgau fortgesetzt wird, muss erst einmal die Beute des ersten Tages im nahen Konstanz in Sicherheit gebracht werden.

 

8: Der Verlust zweier luzernischer Feldschlangen beim Überfall auf Ermatingen

"Hie wurdent minen heren von Lucern in der brunst zu Ärmenthingen zwo büchsen von vyenden genomen, darmit sy ein cleine wil gross fröud vergäben hattend"

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Schwäbische Truppen mit dem Andreaskreuz im Fähnlein beim bespannten Abtransport der beiden Geschütze, auf denen deutlich der blau-weisse Luzerner Schild erkennbar ist. Die "halbe schlang" war das meistgebrauchte Geschütz des Schwabenkrieges, unter den 61 Beutegeschützen der Eidgenossen sind 38 Halbschlangen.
Ein paar Mittelwerte:

  • Gewicht 285 kg
  • Kaliber 48 mm
  • Lauflänge 176 cm
  • Schussfolge 2-3 min

 

11. April 1499

Auf Wunsch der Hauptleute im Feldlager von Schwaderloh hat Luzern zwei Feldschlangen an den Vorposten bei Ermatingen abgegeben, damit dieser das gelegentliche Geschützfeuer von der nahen Insel Reichenau erwidern kann. Der Verlust der durch Sorglosigkeit verlorenen Luzerner Stücke wird als Schmach empfunden, der Versuch, sie dem Feinde wieder abzugewinnen, führt zur folgenschweren Schlacht von Schwaderloh. Auf der Luzerner Kapellbrücke erinnern noch heute drei Bildtafeln mit Reimen an die Episode der zwei Geschütze. Wegen der damaligen Bekanntheit des kleinen Dorfes als Standort des eidgenössischen Feldlagers wird Schwaderloh oder Schwaderloch schon früh auch als Schlachtort genannt, das tatsächliche Schlachtfeld aber liegt bei Triboltingen, über eine Wegstunde von Schwaderloh entfernt.

 

9: Die Rückgewinnung der Luzerner Geschütze führt zur Schlacht von Schwaderloh

"Wie die büchsen wider von dem zusatz im Schwaderloch gewunnen wurdend, und die Sach gerochen wart"

 

11. April 1499

Es brauchte erhebliche Überredungskünste des Luzerner Fähnrichs Rudolf Haas, um die lieben Miteidgenossen im Feldlager von Schwaderloh zur Aktion "Rückgewinnung verlorener Feldschlangen" zu gewinnen. Doch schliesslich brechen etwa 1200 Eidgenossen und Thurgauer auf und eilen 6 Kilometer weit durch den Wald nach Triboltingen. Doch folgen wir den Worten Diebold Schillings: "...fielend doch vorerst nider uf ire knü, bättenden nach ordnung ihr altvordern mit zerdanden armen jeglicher fünff pater noster und ave Maria, rüeftend Gott und sin wirdige muter umb glück an, stundent damit uff, fielend schnell wie die wütenden löwen starcks louffens in ir vyend, strittend manlich und trostlich mit inen und sollichermass, das sy von gnaden Gottes inen bald die Flucht angewunnend..."

Der Chronist hat versucht, alle drei Phasen der Schlacht in einem Bild unterzubringen: Ganz links treten die Eidgenossen aus dem Wald des Seerückens, der ihren Eilmarsch verdeckt hat. Sie knien nieder und beten mit "zertanen", also zum Kreuz ausgebreiteten Armen. Diese für uns ungewöhnliche Gebetshaltung und das Gebet vor dem Kampf wird von Zeitzeugen als eidgenössisches Ritual immer wieder beschrieben. In der Bildmitte der Kampf bei Triboltingen, an der Spitze der Luzerner Venner Rudolf Haas. Im Schlachtgetümmel die beiden blau-weiss markierten Luzerner Feldschlangen. Auf der rechten Seite wenden sich die Schwäbischen zur Flucht gegen die offenen Stadttore von Konstanz. Die zweitürmige bischöfliche Burg Gottlieben im Hintergrund muss der Chronist gekannt haben, er hat sie sehr genau und nicht nur als symbolische Burgendarstellung gezeichnet.

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10: Die Nachricht von der Niederlage verbreitet sich in Konstanz

"Wie man zu Costentz sturm lüt, und ein kläglich wäsen und geschrey wart von der flucht der iren"

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Mittelalterliches Stadtbild mit verschiedenen Haustypen: Steinhaus mit Quadermauerwerk und offener Halle, Fachwerkbauten mit Ständerkonstruktion und Riegelwerk. Gepflästerter Platz mit Sodbrunnen. Erschreckte Bürger und wehklagende Frauen.

 

11. April 1499

Die Sturmglocken verheissen nichts Gutes. Das grosse Heer, das am frühen Morgen "frölich uss der statt gesprungen" war, flutet nun geschlagen gegen die Stadt und an der Stadt vorbei, wobei viele versuchen, den noch winterkalten Rhein schwimmend zu durchqueren. Die Schlacht ist geschlagen. Wer verletzt liegengeblieben ist, wird erstochen. Bereits am 11.März hat die eidgenössische Tagsatzung beschlossen und die Truppen schwören lassen, dass in diesem Krieg keine Gefangenen gemacht würden. Der Nürnberger Chronist Willibald Pirckheimer nennt 2000 Gefallene, andere Quellen sprechen von 1300 Opfern, allein aus Konstanz kehren 130 Mann nicht mehr heim. Diese werden am 12.April geborgen. Aber über 1000 ihrer Ausrüstung und Kleidern beraubte Gefallene bleiben liegen und verwesen auf offenem Felde.

 

11: Bergung der toten Konstanzer am Tage nach der Schlacht

"Wie die priester und frowen von Costentz harusskamend, ettliche erschlagne hinin zu füren und ze begraben"

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Vor den Toren von Konstanz laden Frauen und Priester die gefallenen Angehörigen und Freunde auf Karren. Mit diesem Bild schliesst der Chronist seine Erzählung über die Schlacht bei Schwaderloh. Während er alle andern Schlachtgeschehen gerade mit einem Blatt würdigt, wird hier Vorgeschichte, Hauptereignis und Ausgang mit fünf Bildern dargestellt. Damit wollte er sicher seiner Stadt Luzern Ehre antun, deren Leute im Felde ja zum Waffengang gerufen hatten.

 

12. April 1499

Während die Konstanzer ihre Toten in die Stadt bringen, sammeln die Eidgenossen, die nur geringe Verluste beklagen, ihre Beute. Der Feind hinterlässt alle Trosswagen und 19 Geschütze, darunter auch die zwei verlorenen Luzerner Stücke. Der am Morgen geraubte Kirchenschatz wird bei toten Schwäbischen aufgefunden und den Ermatingern zurückgegeben. Die Fahnen von Stockach und Ulm aber hängen noch Jahrhunderte zur Erinnerung an diesen Tag in der Barfüsserkirche zu Luzern.

 

12: Ein schwäbisches Landungsunternehmen bei Horn wird zurückgeschlagen

"Wie ettlich schiff den Bodense harab gan Costenz zue gingend mit lüten und andern und wie es inen ging"

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Bodenseeufer bei Horn, im Hintergrund das Städtchen Arbon. Die Eidgenossen brechen aus dem Tannwald, in dem sie sich verborgen hielten, treiben die gelandeten Schwäbischen in ihre Nauen und schiessen mit Handbüchsen auf die fliehenden Schiffe.

 

April 1499

Der Schwabenkrieg ist neben den überlieferten Gefechten und Schlachten gekennzeichnet von gegenseitigen Raubzügen, bei denen man weniger die Konfrontation mit dem Feind in der offenen Feldschlacht sucht, als die Gegenseite durch Plünderung und Brandstiftung zu schädigen. Wichtiger als die staatlichen Ziele solcher Kriegsführung sind die privaten Ziele des einzelnen Kriegsknechtes, dem seine Beute oft mehr gilt als die Weisungen seiner Hauptleute. Diebold Schilling erzählt hier eine dieser nicht gezählten und längst vergessenen Aktionen am Bodenseeufer zwischen Arbon und Rorschach. Eine Episode mit 4 erstochenen und 7 ertrunkenen Feinden, die der Chronist wohl nur erwähnt, weil ihm das Beispiel der 50 Eidgenossen, die 400 Schwäbische angreifen, besonders ehrenhaft erscheint.

 

13: Einnahme von Tiengen im zweiten Hegauerzug

"Von Dietrichen von Plumneck und wie die Eitgnossen gan Tüngen zugend"

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Auch hier vereinigt der Chronist drei Abschnitte der Belagerung von Tiengen im Zeitraffer auf einem Bild: Im Hintergrund fliehen zu Pferd der Hauptmann Dietrich von Blumenegg und der Graf von Sulz, dem das Städtchen gehört. Von ihren Führern verlassen, schliesst die Besatzung eine Kapitulation ab, die ihnen freien Abzug und die Schonung der Stadt gewährt. Barfuss und im Büsserhemd ziehen sie aus dem Stadttor durch die eidgenössischen Belagerer. Nach der Plünderung halten sich die Knechte nicht an das Wort ihrer Hauptleute und legen im Städtchen Feuer. Erstmals sehen wir ein Schaffhauser Fähnlein im Felde, daneben eine Beutefahne. Sie zeigt die von Maximilian übernommenen burgundischen Symbole des Andreaskreuzes und des Feuerstahls.

 

18. April 1499

Die Einnahme von Tiengen ist eine Episode aus den Hegauerzügen. Hinter den drei Kriegszügen, bei denen Burgen und Städtchen des schwäbischen Adels rund um den heutigen Kanton Schaffhausen eingenommen, geplündert und abgebrannt werden, stehen oft widerstrebende Ziele der eidgenössischen Orte und der Wunsch Zürichs, seinen Machtbereich nördlich des Rheins auszudehnen. Die Einnahme von festen Plätzen bleibt aber ohne Nutzen, weil die 10 Orte uneins sind und die eroberten Burgen wieder aufgegeben werden. Der Schweizer Kriegsknecht jener Zeit zeigt seine Stärke und Tapferkeit im jähen Angriff in der offenen Feldschlacht, für Belagerungen und das Halten fester Plätze taugt er mit seiner Beutesucht und seiner mangelnden Disziplin wenig. Damit bleibt von den Hegauerzügen neben reicher Beute und einer Spur der Verwüstung nur die Erinnerung an drei ruhmlose Aktionen ohne territoriale Gewinne.

 

14: Austausch von Gefangenen

"Wie Peter Russ von Lucern uss gefengniss gelöst wart von denen, die zu Tüngen gefangen wurdend"

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Gefangenentausch auf offener Strasse, möglichweise vor Rappoltsweiler (Ribeauvillé) nahe Colmar. Der blau-weiss gekleidete Standesbote von Luzern übergibt zwei berittene Adlige, der Vertreter mit dem Botenschild des römischen Reiches bringt den gefangenen Peter Russ zum vereinbarten Platz des Austausches.

 

April 1499

Obwohl die Tagsatzung schon am 11. März entschieden hat, dass in diesem Krieg keine Gefangenen gemacht würden, blüht der Handel mit Geiseln, die wegen ihres Standes oder ihres Vermögens ein lohnendes Lösegeld erhoffen lassen. Eine solche Begebenheit schildert Diebold Schilling hier wohl wegen des Bezuges zu seiner Stadt Luzern: Bei der Einnahme von Tiengen wird zwar freier Abzug gewährt, der Adel und die wohlhabenden Juden aber sind davon ausgenommen. Auch die Luzerner erhalten als "Tiengener Beute" zwei schwäbische Adlige. Nun erinnert man sich an der Reuss eines Luzerners in schwäbischer Gefangenschaft, den man schon lange freikaufen wollte. Peter Russ, geachteter Bürger und Bruder des Schultheissen, hat in Paris seinen Sohn besucht, der dort an der Universität studiert. Nichts wissend von dem Ausbruch eines Krieges gerät er auf dem Heimweg beim elsässischen Kaysersberg in die Hände der Rappoltsteiner, die ihn als Geisel auf ihrer Burg festhalten. Er kommt nun frei gegen die beiden Edelleute, die in Tiengen gefangen wurden.

 

15: Schlacht bei Frastanz

"Wie die Schwäbschen gan Frastitz in die Letze zugend, und die Eitgnossen das vernamend, schnell dahin zugend und die gewunend und ein grosse schlacht tatend"

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Der Chronist kannte die dargestellte Landschaft wohl nicht aus eigener Anschauung. Aber die Stadt im Hintergrund zeigt sicher Feldkirch, überhöht von der montfortischen Schattenburg. Vorne das schwäbische Lager mit Zelten und königlichen Fahnen, gedeckt durch die Letzi, die mit Palisaden und Rundholz-Blockbauten das Engnis des Illtales sperrt. In der Blockkonstruktion Scharten für Hakenbüchsen. Während vorne gekämpft wird, sind im Mittelgrund die Fähnlein der Eidgenossen im Aufzug gezeigt. Der Maler will auch den Verbündeten die Ehre antun und zeigt rechts die Bündner unter dem Steinbock des Gotteshausbundes, aber auch die Appenzeller und Sankt Galler mit ihren Bären. Vorne links mit roter Hauptmannsschärpe der gefallene Anführer Heini Wolleb, mit seinen gelb-schwarzen Beinkleidern als Urner kenntlich gemacht.

 

20. April 1499

Der Ostereinfall der Königlichen ins Werdenbergische ruft Eidgenossen und Verbündete erneut ins Rheintal. Die königlichen Truppen lagern im Illtal, das durch eine starke hölzerne Letzi in der Talenge hinter Feldkirch gut gegen Einfälle geschützt ist. Ein Frontalangriff gegen die mit vielen Hakenbüchsen und sieben kleinen Geschützen bewehrte Feldbefestigung scheint zu riskant. Ein mehrtägiger Versuch, die Königlichen mit einer erneuten Beschiessung der Burg Gutenberg aus ihrer sicheren Stellung hinaus in die offene Feldschlacht zu locken, misslingt. Unter Führung des Urner Hauptmanns Heini Wolleb, der mit seinem Überfall auf Balzers die Kriegshändel eröffnet hat, steigen etwa 2000 Mann als Umgehungskolonne durch einen unwegsamen Steilhang. Der Gegner hat eine solche Aktion erwartet und die Höhen des Rojenberges besetzt. Während sich Wollebs Haufen talwärts vorkämpfen, gelingt es auch dem eidgenössischen Hauptharst, auf der linken Talseite hinter die Letzi zu gelangen. Die nun einsetzende Feldschlacht, die auch von Augenzeugen sehr unterschiedlich geschildert wird, wendet sich zu Gunsten der Eidgenossen, die zahlenmässig den Königlichen überlegen sind. Einheitlich wird dagegen berichtet, dass die zur Schneeschmelze hochgehende Ill den Sieg begünstigt hat. Mit Heini Wolleb aus Urseren fällt bei Frastanz der bekannteste eidgenössische Führer des Schwabenkrieges.

 

16: König Maximilian übernimmt die Kriegsführung

"Wie Maximilian der Römsch küng diss ding in den Niderland vernam und sich haruff bitz gan Zell am Undersew verfügt"

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König Maximilian mit dem Reichszepter in der rechten Hand eröffnet die Versammlung der Abgesandten der Reichsstädte in Zell am Untersee. Festlicher Innenraum mit hölzerner Tonnendecke, Quadermauern mit Zangenlöchern, Butzenscheibenfenster mit Windeisen und Schiebern, der Boden mit Schachbrettmuster.

 

28. April 1499

Die schlechten Nachrichten vom Hochrhein rufen Maximilian aus den Niederlanden herbei. Er kommt nach Zell am Untersee und entfaltet am 28. April in Überlingen das Reichsbanner als äusseres Zeichen, dass er nun persönlich die Führung übernimmt. Er weist die Fürsten und Reichsstädte an, erneut Truppenkontingente zu stellen und legt Besatzungen und Vorräte in die bedrohten Städte entlang des Rheins. Der Hauptmann Willibald Pirkheimer überliefert uns die Zahlen seines Nürnberger Zuzuges: 400 Mann Fussvolk und 60 Reiter, 6 leichte Feldschlangen und ein schweres Geschütz, dazu 8 Reiswagen mit Proviant, Schwefelpulver und Biwackmaterial. In Tettnang am Bodensee inspiziert der König die Nürnberger und schickt sie dann als Verstärkung nach Feldkirch.

 

17: Geschützlieferung des Königs von Frankreich

"Wie gemein Eitgnossen zu dem küng von Franckerich schicktend umb sin geschütz"

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Solothurn ist zwar nicht vom Stadtbild her, aber doch mit der im Hintergrund mäandrierenden Aare und dem Wappen über dem Tor zu erkennen. Drei mit den königlichen Lilien geschmückte Steinbüchsen sind eben angekommen. Der zweispännige Zug bestätigt, dass es sich nicht um einfache Feldschlangen handelt, die meist mit einem Pferd bewegt werden. Die hinteren zwei Stücke haben hölzerne Richthörner auf den Lafetten, um die Rohre in der Höhe verstellen zu können. Das vorderste Geschütz mit kurzem, dickem Rohr sitzt als reines Belagerungsgeschütz fest auf seinem Untergestell.

 

Anfang Mai 1499

Die 100 Geschütze samt "stein, bulver und büchsenmeistern", mit denen der französische König Ludwig XII. die Eidgenossen unterstützt, zeigt erstmals das europäische Interessengeflecht rund um den Schwabenkrieg: Der Habsburger Maximilian hat 1477 Maria geheiratet, die Erbtochter Karls des Kühnen von Burgund, und damit fast drei Jahrhunderte der Feindschaft zwischen Frankreich und Österreich begründet. Mit seiner zweiten Ehe von 1493 mit der Nichte des Herzogs Lodovico Sforza sichert sich Maximilian seinen Einfluss in Mailand. Damit gilt es für die begehrten Schweizer Söldner, sich zwischen den zwei Machtblöcken Frankreich und Österreich-Mailand zu entscheiden. Der Konflikt von 1499 mit dem römischen Reich und Österreich nützt den Plänen Frankreichs, das sich des Herzogtums Mailand bemächtigen will. Ludwig XII. hilft daher den Eidgenossen gerne mit Geld und geliehenen Geschützen, den Krieg zu verlängern.

 

18: Sundgauer Zug

"Wie sich aber ein zug besamlet der Brisgöwern und Sungöwern, und wie die Eitgnossen dz vernomend"

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Einnahme von Habsheim im Elsass. Darstellung einer ungewöhnlichen hölzernen Ortsbefestigung mit Bohlenwänden und hölzernem Torturm. Zum Schutz des Vorfeldes improvisierter Verhau aus nur teilweise entasteten Bäumen. Die Kontingente von Freiburg, Bern, Luzern und Solothurn mit Fähnlein in den Standesfarben und eidgenössischem Kreuz.

 

6. - 8. Mai 1499

Auf wiederholte Nachrichten über grosse königliche Verbände im Breisgau und Sundgau (Elsass) eilen Luzerner und die westlichen Stände Freiburg und Bern, aber auch die Bieler, die Neuenstädter und die von Landeron den bedrohten Solothurnern zu Hilfe. Die königlichen Truppen aber ziehen sich am 3. Mai wieder zurück. Ein Teil der Hilfskontingente rückt nun ab, der Rest zieht in den Sundgau, den Feind zu suchen und Beute zu machen. Über Muttenz bewegt sich der Zug nach dem elsässischen Blotzheim, wo der Feind schon abgezogen ist. Der Zug endet in Habsheim, das geplündert und verbrannt wird. Die Weisung des Berner Rats an seine Hauptleute, Brand und Raub zu unterlassen, bleibt einmal mehr ungehört. Rachedurst für erlittene Schmähungen und Beutesucht des einzelnen Kriegers bestimmen das Geschehen im Felde weit mehr als politische und strategische Überlegungen der weit entfernten staatlichen Führung.

 

19: Dritter Hegauerzug und Belagerung von Stockach

"Wie man in das Hege zoch, das brant und sich demnach vor Stockach leit"

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Die Hegauer Landschaft ist geprägt von aufragenden Vulkankegeln, auf denen schwer zugängliche Burgen wie Hohentwiel und Hohenkrähen sitzen. Schilling zeigt diese typischen Hegauerburgen auf ihren Feldtürmen. Der Rauch brennender Burgen verdunkelt den Himmel. An ihren Fähnlein lassen sich die Teilnehmer an dieser Unternehmung erkennen: Die fünförtige Urschweiz und Zürich.

 

20.- 28. Mai 1499

Einmal mehr nimmt ein Kriegszug nicht den Verlauf, den die Tagsatzung vorgegeben hat. Nach Meinung der Tagherren soll der Feind von der Insel Reichenau und aus der Burg Gottlieben vertrieben und Überlingen eingenommen werden. Mannschaft und Hauptleute im Felde entscheiden dann anders. Die Küssaburg wird erneut besetzt, in Homburg, Friedingen, Hilzingen und Steisslingen gehen Burgen und Dörfer in Flammen auf. Reiche Beute gibt es auf dem Schloss Homburg, wo 10'000 Gulden rasch neue Eigentümer finden. Dann legen sich die Eidgenossen mit ein paar Geschützen vor die Stadt Stockach, die sich tapfer wehrt. Mangel an Pulver und Steinen verzögert eine wirksame Beschiessung, und Mangel an "ässiger spis" lähmt den Elan der eidgenössischen Knechte, denen das Beutelaufen in den umgebenden Dörfern ohnehin besser gefällt als das langweilige Garnisonsleben bei der Belagerung. So laufen die Eidgenossen schon bald und ohne Ordnung aus dem Felde, nachdem sie im Hegau mit Plünderung und Brand abermals so gewütet haben, "daz das Hegow deshalb gantz zu nüty" geworden ist

 

20: Schlacht an der Calven

"Wie die Puntlüt den Eidgnossen verküntend iren syg und stritt uf der Malserheid"

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Im Gegensatz zu Konstanz und Dornach kennt der Chronist weder die Örtlichkeit, noch hat er Detailkenntnisse des Schlachtverlaufs. Vor einem gebirgigen Hintergrund zeichnet er darum einfach königlichtirolische Truppen, die vor den vordringenden Bündnern zurückweichen. Die Königlichen mit zwei Landsknechtfahnen mit Andreaskreuz, die Tiroler mit ihrem roten Adler, die Gotteshausleute mit ihrem Steinbock und der Graue Bund mit seinem grau-weissen Feldzeichen. Der Zehngerichtebund fehlt.

 

22. Mai 1499

Ähnlich wie bei Frastanz haben die Königlichen zum Schutz ihrer Lager rund um das Vinschgauer Städtchen Glurns den Zugang vom bündnerischen Münstertal her in der Talenge der Calven mit einer starken hölzernen Letzi gesperrt. Die Bündner wollen losschlagen, bevor das königliche Heer Zuzug erhält oder der König mit neuen Truppen zuzieht. Wie bei Frastanz erscheint die Letzi zu stark für einen Frontalangriff. Und wieder versuchen die Angreifer mit einer nächtlichen Umgehung hinter die Talsperre zu gelangen. Auch hier gerät die Umgehungskolonne auf ihrem Weg in Scharmützel, an der Marengobrücke im Rücken der Schanze aber kommt sie in Bedrängnis. Nach anfänglichem Zögern des Hauptharstes kommt es dann doch zum Sturm auf die Schanzen, zwei rechtzeitig vor Gutenberg abgezogene Feldschlangen der Burg Mesocco helfen beim Durchbruch auf der rechten Talseite. Das königliche Heer flieht unter grossen Verlusten. Am Tage nach der Schlacht verwüsten die Bündner das Vinschgau bis nach Schlanders hinunter, alle männlichen Bewohner über 12 Jahren werden niedergemacht. Die fliehenden Königlichen sind nicht weniger grausam: Im Meran töten sie auf bestialische Weise die 38 Engadiner Geiseln, die seit Ende März dort gefangen liegen. Am 25. Mai ziehen die Bündner mit ihrer Beute, fünf Halbschlangen, einem "Strittbüxlin" und dem erbeuteten Tiroler Fähnlein aus dem Münstertal ab. Kaum haben sie das Feld geräumt, zieht König Maximilian am 29. Mai mit einem frischen Heer im zerstörten Glurns ein.

 

21: Der Drache von Luzern

"Wie zu Lucern ein grosser track durch die Rüssbruck die Rüss nider schwam, das vil lüten gesahend"

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Getreue Luzerner Stadtansicht mit den rechtsufrigen Häusern zwischen Fischerstatt und Reussbrücke. Im Hintergrund die Museggtürme. Neben dem Männliturm ganz links mit seiner eigentümlichen Wächterfigur auf der Turmspitze erscheint ein sternbekrönter Stierkopf am Himmel. Von der Reussbrücke aus verfolgen Passanten einen Drachen, der reussabwärts schwimmt. Im Vordergrund die Schifflände mit einem Belag aus grossen Sandsteinplatten.

 

26. Mai 1499

Die Menschen des Spätmittelalters sind nicht nur gläubig, sondern auch offen für alle Wundergeschichten. Besondere Erscheinungen in der Natur werden gerne phantastisch ausgeschmückt und zu Wunderzeichen erhoben. Um Zweifel zu zerstreuen, erwähnt Diebold Schilling immerhin, dass viele Leute den Drachen gesehen hätten. Und er bringt auch gleich die Wundererscheinung des sternbekrönten Stierkopfs ins Bild, die in diesen Tagen im fernen Elsass am Himmel beobachtet wird. Obwohl man solche Erscheinungen gern als Zeichen für ein bevorstehendes Ereignis deutet, schreibt Schilling ganz bescheiden: "Was das aber bedüt, mocht nieman wüssen".

 

22: Kaperung eines Versorgungsschiffes vor Konstanz

"Wie ettlich knächt von Eitgenossen ein geladnen ledinawen mit schuhen, korn und anderm uff dem Bodensew und uff der vyenden land mit gewalt namend"

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Bodensee bei Konstanz, im Hintergrund das Inselkloster. Vorne zwei schnelle Jagdschiffe, hinten der beladene Last-nauen. Am schilfbestandenen Ufer eidgenössische Knechte.

 

6. Juni 1499

Die Ankunft eines Versorgungsschiffes für die schwäbischen Truppen in Konstanz ermuntert Leute des Abtes von Sankt Gallen und ein paar Eidgenossen, zu einem Handstreich. In einem "gestüd" versteckt erwarten sie das Morgengrauen und kapern mit ihren schnellen Jagdschiffen das schwerfällige Lastschiff und rudern die Beute in Sicherheit. Um die Konstanzer an der Verfolgung zu hindern, stossen sie ein Haus an, "damit die vyend an dem end ze schaffen gewünend" - schreibt Diebold Schilling schadenfreudig in seinem oft bissigen Humor.

 

23: Vermittlungsbemühungen Frankreichs und Mailands

"Wie senior Ludwig, hertzog zu Meyland an die Eitgnossen umb geleit und den krieg ze richten warb und sich erbot"

Ein Bote Ludwigs des Mohren in den mailändischen Farben übergibt in Luzern zuhanden der Tagsatzung die Bitte des Herzogs, ihn als Vermittler zuzulassen und seinen Gesandten freies Geleit zu geben. Der Tagsatzung ist nicht entgangen, dass Mailand den König in diesem Krieg mit "gelt, harnesch und spis" unterstützt hat. Trotz verständlicher Zweifel wird das mailändische Angebot angenommen und freies Geleit zugesagt. tafel

"Wie der hertzog von Meyland ein träffeliche bottschafft haruss uff das geleit schickt, zu der sach ze reden"

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9. Juli 1499

Gian Galeazzo Visconti trifft als Leiter der mailändischen Gesandtschaft in Luzern ein. Die Tagsatzung vom 9. Juli hört aber zuerst den französischen Gesandten Tristan de Salazar, Bischof von Sens. Dieser möchte die Vermittlungsmission ebenfalls übernehmen und bittet die Tagsatzung "mit vil guter süsser worten", den Mailänder gar nicht anzuhören.

"Wie die Meylensch bottschafft ouch verhört, und was durch sy dargetan und gerett wart"

9. Juli 1499

Die Tagsatzung hört sich nun auch den "Galleatzen" an. Dieser entschuldigt die mailändischen Hilfslieferungen an Maximilian mit den Verwandtschaftspflichten des Herzogs. Die Tagsatzung macht klar, unter welchen Bedingungen sie zu einem Frieden Hand bieten will. Gian Galeazzo Visconti zieht nun mit seiner grossen Delegation und 50 Pferden nach Konstanz, um dem König den Standpunkt der Tagsatzung darzulegen. Die Tagsatzung will die Antwort des Königs in Zürich erwarten.

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"Wie der Galleatz, des hertzogen von Meyland bott, sinem zusagen nach von der Römschen künglichen maiestat zu den Eitgnossen gan Zürich kam"

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23. Juli 1499

Die mailändische Gesandschaft ist mit der Antwort Maximilians in Zürich eingetroffen. Beim Zusammentreten der Tagsatzung tritt die mit vielen Vorbehalten belastete Antwort des Königs in den Hintergrund, weil gleichzeitig die Nachricht vom Sieg der Eidgenossen bei Dornach eintrifft.

 

 

24: Gefecht von Rheineck

"Wie die vyenden über den alten Rin in schiffen gan Rineck verfügtend, und wie es daselbs gieng"

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Vor dem Städtchen Rheineck überfallen schwäbische Truppen die eidgenössischen Wachen. Hinter Bäumen und Sträuchern in einem Arm des alten Rheins die Nauen, mit denen die Angreifer heimlich gelandet sind.

 

20. Juli 1499

Das geschickt angelegte Landungsunternehmen unter Leitung des Grafen von Zollern, überrascht die 150 eidgenössischen Knechte, deren Wachsamkeit unter dem langweiligen Vorpostendienst gelitten hat. So bleiben die Gefechte von Rheineck und Rorschach, wo ein Teil der Schwäbischen gelandet ist, die einzigen Schlappen der Eidgenossen im Schwabenkrieg. Die Angreifer steigen ungeschlagen und mit Beute in ihre Schiffe, die Eidgenossen zählen ihre vielen Gefallenen, darunter den Vogt von Rheineck, den Luzerner Ritter und Stadtschreiber Melchior Russ. Die Verlustzahlen der Chronisten beider Seiten sind hier ebenso wenig verlässlich wie bei den oft phantastischen Truppenstärken. Eine genauere Quelle sind die Jahrzeitbücher der Innerschweiz, die die Gefallenen der einzelnen Orte nach Schlachten und mit vollem Namen und Todesdatum auflisten. Hier erscheinen die Verluste der Urschweizer Kontingente weniger schmerzlich. Für die Gefechte und Schlachten des Rheintales finden wir:

Wenn zu diesen 62 gefallenen Urschweizern auch die Verluste der Zürcher und einzelner Glarner, Bündner, Appenzeller und St.Galler Abtsleute dazukommen, so sind wohl in den Gefechten und Schlachten zwischen Bodensee und Luziensteig auf eidgenössischer Seite kaum mehr als 150 Mann gefallen.

 

25: Schlacht bei Dornach

"Wie man gan Tornach kam und die schlacht an dem end ward volbracht"

22. Juli 1499

Es ist Erntezeit. Dabei setzen beide Seiten Truppen ein, um die eigene Ernte zu schützen und wenn möglich auch auf Feindesland Korn zu schneiden. Brot und Getreidemus sind Hauptnahrungsmittel. Die Ernte tritt dann in den Hintergrund, als das Nahen des königlichen Westheeres gemeldet wird. Solothurn ruft Bern und die andern Stände zu Hilfe. Da solche Hilferufe aus Solothurn mehrfach vorfrüh ergangen sind, ist Bern sehr "unlustig", dem Aufgebot Folge zu leisten. Die Nachricht Solothurns vom 19. Juli, der Feind belagere in grosser Zahl und vielen Büchsen die Burg Dorneck, entspricht zwar nicht den Tatsachen, denn das Heer unter Heinrich von Fürstenberg richtet sich erst am Tage der Schlacht für eine Belagerung ein. Aber die falsche Nachricht verfehlt ihre Wirkung nicht: Bern schickt 5000 Mann, Zürich, das seine Hauptmacht im Schwaderloh liegen hat, beordert auch ein Fähnlein mit 400 Knechten, aus Uri, Unterwalden und Zug sind kleinere Hilfskontingente aufgebrochen. Einen Tag vor der Schlacht meldet Luzern den Auszug des Stadtfähnleins mit 600 Mann. Beim Angriff der Solothurner, Berner und Zürcher ist dann der Vorteil der Überraschung bald verflogen. Die Berufskrieger der "welschen Garde" und die geldrischen Knechte, die etwa einen Drittel des königlichen Heeres ausmachen, leisten zähen Widerstand. Heinrich von Fürstenberg fällt schon zu Anfang des Kampfes. Die Angriffe der Reiterei müssen verlustreich zurückgeschlagen werden. Erst als die in Gewaltsmärschen herbeigeeilten Luzerner und Zuger "mit geschrey und hornen" aus dem Wald brechen, wendet sich das Blatt. Die Königlichen Fusstruppen beginnen zu fliehen, auch die geldrischen Söldner weichen. Einbrechende Dunkelheit und die abgebrochene Birsbrücke verhindern die Verfolgung.

Diebold Schilling muss die Gegend gekannt haben und setzt sein Schlachtgeschehen so ins Gelände, wie wir es aus den Schriftquellen kennen. Im erhöhten Bildteil die Gempenfluh mit den Späherposten der Solothurner, davor die belagerte solothurnische Burg Dorneck. Die Besatzung versucht erfolglos, mit Gebärden den Spähern auf der Fluh Zeichen zu geben. Das mehrstündige Schlachtgeschehen wird auch hier im Zeitraffer dargestellt: Vor Dorneck werden die Geschütze zum Schweigen gebracht, indem die Stückmeister umgebracht werden. Davor der Kampf der königlichen Fusstruppen, denen ein Reiterangriff der welschen Garde über die Birsbrücke von Dornachbrugg Entlastung bringen soll. Der Hauptharst der Berner und Solothurner mit ihren Pannern, die Zürcher mit einem Fähnlein. Das in der Schlacht erbeutete weiss-rote Feldzeichen der Strassburger liegt schon am Boden. In der linken Bildhälfte dann die Wende des Ringens durch das Eintreffen der herbeigeeilten Luzerner und Zuger mit ihren Fähnlein und die Flucht des königlichen Heeres. Durch den Bildrand beschnitten die Burg Birseck mit einer auffallenden Reihe von Aborterkern.

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26: Die Beute von Dornach

"Wie dazemal minen Herren von Lucern eine grosse Büchsen und ein Zeichen Zürch am hymmel gesahen wart"

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Das den Luzernern zugesprochene Beutegeschütz wird durch das Baseltor geführt. Gegenüber der meist bläulichen Farbe der eisenen Feldschlangen zeigt die rotgoldene Färbung des Rohres eine aus Bronze gegossene Kartaune an. Diebold Schilling zeigt und beschreibt auf dem gleichen Blatt auch einen Kometen, der am Vortage der Schlacht über Zürich beobachtet wird. Das ist ihm wohl kein eigenes Kapitel wert, als Beigabe zum Einzug des Beutegeschützes mag die Erscheinung auch am Luzerner Himmel taugen.

 

Ende Juli 1499

Nach der Luzerner Chronik brauchte es zwölf Pferde, um das schwere Belagerungsgeschütz von Dornach an die Reuss zu schaffen. Ein Teil der Dornacher Geschützbeute wird den arglosen Eidgenossen schon auf dem Wege nach Liestal von Reitern der welschen Garde wieder abgejagt. Der Rest, immerhin 21 Geschütze, wird zuhanden der Tagsatzung in ein genaues Register aufgenommen. Von den drei schweren Belagerungsgeschützen ist eine Kartaune als "gross mössn Karton" beschrieben, das könnte unser Luzerner Geschütz sein. Es wiegt 27 Zentner, also etwa 1400 Kilogramm, hat eine Rohrlänge von 1.58 Meter und ein Kaliber von 20 Zentimeter. Als reines Belagerungsgeschütz vermag es 10 Kilogramm schwere Steinkugeln über 300 Meter weit zu schleudern. Wir suchen das schöne Stück eines Innsbrucker Meisters vergebens in den Luzerner Museen: Wie alle Bronzegeschütze jener Zeit verschwindet das Rohr mit dem Reichswappen und dem Bindenschild Österreichs irgendwann im Schmelztiegel eines Glocken- und Geschützgiessers.

 

27: Zerstörung von Thayngen

"Wie die vyend denen von Schaffhusen vil schadens zufügtend und Tägingen verbranntend"

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Die Kirchhofmauer von Thayngen ist gebrochen, nun wird der wehrhafte Turm der Kirche gesprengt. Ein Vater springt mit seinem Knaben aus einem raucherfüllten Turmgeschoss. Im Vordergrund schwäbischer Adel, gegen den Horizont erheben sich die typischen Hegauer Burgen auf ihren Vulkankegeln.

 

25. Juli 1499

Für die ersten Hegauerzüge rächen sich die Schwäbischen mit Einfällen ins Gebiet um Schaffhausen. Die Tapferkeit der 14 Schaffhauser, die sich im starken Turm der Pfarrkirche verschanzt haben, wird auch von Götz von Berlichingen beschrieben, der auf schwäbischer Seite Augenzeuge ist: "Nun warenn ettliche Schweitzer von Schaffhausen herrauss khommen, in dennselbigen kirchthurnn, die wertten sich und woltenn sich nit gefangenn gebenn, sunder sagtenn, sie wolltenn sterbenn, als wie fromme aidsgenossen... und wertten sich in der kirchenn dermassen, dass sie vill vonn adell und unedel zu ross und zu fuess erwurffen und erschossen..." In seinen Erinnerungen erwähnt Ritter Götz auch den Vater, der beim Sprung aus dem Kirchturm stirbt, während sein Kind überlebt. Wie Götz seine Biografie niederschreibt, kann er nicht ahnen, dass ihm ein gewisser Herr von Goethe nach Jahrhunderten zu neuer Bekanntheit verhelfen wird.

 

28: Viehraub bei Altenhewen im Hegau

"Wie die knächt, so zu Schaffhusen im zusatz lagend, ouch ein erliche tat begiengend"

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Erneut packt Diebold Schilling eine ganze Geschichte in ein einziges Bild: Ein paar eidgenössische Knechte treiben gestohlenes Vieh von der Weide, zwei Späher auf einem Baum sollen die Aktion absichern. Sie erkennen zwei Frauen, die die Besatzung der Burg Altenhewen zu Hilfe rufen. In Vordergrund dann der Kampf mit dem schwäbischen Haufen. Im Hintergrund die Burg Altenhewen bei Engen, etwa vier Stunden im Nordosten von Schaffhausen.

 

Juli 1499

Der Strauss von Altenhewen ist eines der ungezählten Scharmützel zwischen den Knechten, die entlang des Rheines auf beiden Seiten "in zuesätzen", also als Verstärkung auf Vorposten liegen. Und Aufnahme in die Luzerner Chonik findet die Geschichte mit dem Viehraub wohl nur, weil mit dem erst 24-jährigen Melchior zur Gilgen ein Mitglied des Luzerner kleinen Rates an diesem privaten Raubzug beteiligt ist. Als Schilling 1513 seine Chronik schreibt, gehört zur Gilgen zu den führenden Köpfen der Stadt. Typisch für den Schwabenkrieg ist die eigenmächtige Aktion von vierzig Knechten aus allen Orten der Eidgenossenschaft, die nach wochenlagem, tatenlosem Garnisonsdienst nicht mehr zu halten sind. Das Gerücht von fetten Ochsen auf einer Weide in Feindesland lässt sie ohne Ordnung "uss der stadt louffen". Als sich ihnen die mehrfache Übermacht der Besatzung von Altenhewen in den Weg stellt, müssen sie sich erst einmal zu einer Truppe formieren: "...und wurffend under inen ein hoptmann uff. Der machet nu ein ordnung...". Nachdem die schwäbischen Knechte die Eidgenossen einmal mehr als "Kuhmäuler" verspottet haben, kniet das Häufchen zum Gebet nieder und greift dann die Übermacht mit solcher Wut an, dass die Schwäbischen fliehen. So erleben wir den Schweizer Knecht dieser Zeit immer wieder: Wenn Gefahr droht, findet man sich rasch zusammen und kämpft tapfer und mit dem legendären furor helveticus. Aber sobald der äussere Druck weicht, zerfällt die Disziplin im Beutelaufen kleiner und kleinster Gruppen.

 

 

29: Tagsatzung zu Schaffhausen

"Wie uff des Galleatzen begär ein Tag gan Schaffhusen von gemeinen Eitgnossen angesetzt und allen iren verwanten und puntgnossen den zu suchen verkündt, und was da gehandlet wart"

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Auch Schilling ist es leid, die immer gleichen Bilder von Tagsatzungen zu malen. Also wählt er statt einer uniformen Ratsstube den offenen Platz vor dem Schaffhauser Rathaus mit spätgotischen Tripelfenstern und Kielbogen. Wie sehr er dabei das Rathaus seiner Stadt vor Augen hat, lässt die Vorzeichnung erkennen, die die Malerei des Wilden Mannes und der grossen Uhr am Luzerner Rathaus durchscheinen lässt. Von den uniformen Delegierten hebt sich einzig der Luzerner Bote im Standeskleid ab, der wiederholt als Dolmetscher dargestellt wird.

 

5. August 1499

Die Tagsatzung mag der Einladung des Königs nach Konstanz nicht Folge leisten und schlägt ihm als Verhandlungsorte Schaffhausen, das neutrale Basel oder direkt vor den Toren von Konstanz das eidgenössische Feldlager in Schwaderloh vor. Ein fernes Ereignis führt zu hitzigen Intrigen der Gesandtschaften Mailands und Frankreichs im Umfeld der Tagsatzung: Der König von Frankreich macht seine angeblichen Erbansprüche mit einem Feldzug gegen Mailand geltend, auf beiden Seiten dienen eidgenössische Söldner. tafel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30: Friedensverhandlungen zu Basel

"Wie beider partyen botten und wer von der künglichen maiestat wägen gan Basel kamend, und wie sy ze Basel entpfangen wurdent"

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Im wappengeschmückten Saal des Basler Rathauses sitzen die Gesandten des Königs und hören die Vorschläge des mailändischen Vermittlers an. Gian Galeazzo Visconti trägt die Farben Mailands, der Luzerner Bote im Standeskleid übersetzt aus dem Latein.

 

18.- 25. August 1499
6. September 1499
22. September 1499

Die Friedensverhandlungen ziehen sich mit wiederholten Rückschlägen über einen Monat hin. Ein Hauptstreitpunkt ist das Landgericht im Thurgau, das die Eidgenossen sich angeeignet und nach Frauenfeld verlegt haben. Weil die Eidgenossen wie die Räte des Königs immer wieder unerfüllbare Forderungen stellen, versucht der Vermittler des Herzogs von Mailand, beide Seiten mit grossen Geldgeschenken zum Einlenken zu bewegen. Er braucht den Frieden dringend, um freiwerdende eidgenössische Söldner zur Rückeroberung des verlorenen Herzogtums werben zu können. Das mailändische Gold in den Taschen aller Gesandten hilft dann zu einem raschen Friedensschluss, bei dem beide Seiten ihr Gesicht wahren können: Alles soll bleiben wie vor dem Krieg. Weil Galeazzo Visconti den Eidgenossen ein versprochenes Geschenk von 20'000 Gulden nicht bar bezahlen kann, nehmen sie von Konstanz die Gerichtsbarkeit über den Thurgau als Pfand. Die Schuld wird nie bezahlt, der Thurgau bleibt mit allen Rechten eidgenössisch. Der Krieg endet ohne territoriale Gewinne mit einer Rückkehr zu den Zuständen vor dem Krieg. Von diesem Ergebnis her zu schliessen, den ganzen Kriegsmühen und all den Schäden und dem Leid in den Grenzgebieten beider Seiten stünde kein Ergebnis gegenüber, wäre kurz gegriffen. Die faktische Unabhängigkeit der 10-Orte vom römischen Reich ist vor dem Kriege in vielen Kämpfen gegen Habsburg ertrotzt worden, nach dem Frieden von Basel ist sie als Zustand akzeptiert.

 

31: Frieden von Basel, Frieden mit Österreich

 

500 Jahre Frieden von Basel
500 Jahre Frieden mit Österreich

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Portrait Maximilians I. von Albrecht Dürer 1509

 

22. September 1499

Mit dem Abschluss des Schwabenkrieges im Frieden von Basel endet auch der fast zwei Jahrhunderte andauernde Konflikt mit Habsburg-Österreich, der die Entstehungszeit der Eidgenossenschaft geprägt hat: Bei Morgarten schlagen die drei Waldstätte 1315 ein adeliges österreichische Expeditionskorps, bei Hildisrieden über Sempach fällt 1386 Herzog Lepold III. mit der Blüte des ritterlichen Adels. Sein Sohn erleidet zwei Jahre später durch die groben puren die böse Niederlage von Näfels und 1405 auch jene am Stoss. Die Rolle des Verlierers bleibt Österreich auch im "Alten Zürichkrieg" und in der Schlacht von Ragaz. Mit dem militärischen Misserfolg des Schweizerkrieges endet die alte Erbfeindschaft zwischen den Eidgenossen und dem Hause Habsburg-Österreich.

Kaum ist auf den Massengräbern des Krieges etwas Gras gewachsen, bemüht sich König Maximilian 1501 um die Gunst der eidgenössischen Stände und bittet sie um ein Bündnis:
...warb er uff vil tagen und vilfaltenclich abermalss uf ein nüws an die Eitgnossen, mit im in ein vereinung zu gan... Die Tagsatzung weist das Begehren selbstbewusst aber höflich zurück und lässt wissen, sy wärend unlangest miteinander in einem grossen krieg gewäsen und demnach so wär ein bericht zu basel gemacht... Dieser Frieden von Basel sage, dass beid teil wol in gutem frid und ruwen möchtend bliben, weshalb es keiner weiteren Bündnisse bedürfe. So achten denn beide Seiten den vereinbarten Frieden und die geschlagenen Wunden verheilen langsam. Der Friede von Basel wird nie aufgekündigt oder für ungültig erklärt. Und er besteht weniger als verbindliches Pergament denn als täglich gelebte Realität zwischen den Menschen beidseits der Grenze bis zum heutigen Tage. Denn die Vorarlberger und ihre Nachbarn jenseits des Rheins, Österreich und die Schweiz haben das Provisorium des Friedens längst durch eine dauernde Freundschaft ersetzt.

ENDE